Amphoteres Kotensid mit guter Schaumstabilisierung

Cocamidopropylbetain (»Kokosbetain«)

Kokosbetain

INCI: Cocamidopropyl Betaine

Das Tensid, das wir als Kokosbetain kaufen, gehört zu den sogenannten amphoteren Alkylamidobetainen. »Amphoter« bedeutet, dass die Ionen des Tensids als Zwitterionen vorliegen und je nach pH-Wert der wässrigen Lösung eine (im basischen Milieu) negative oder (im sauren Milieu, etwa ab pH 5) positive Ladung annehmen.

Der in deutschen Onlineshops geläufige Name »Kokosbetain« ist unglücklich gewählt, da dieses Produkt nicht dem Tensid mit der INCI-Bezeichnung Coco Betaine entspricht (was die deutsche Bezeichnung nahelegt). Es handelt sich bei dem hier beschriebenen Produkt um Cocamidopropyl Betaine, das sich vom ersteren u. a. durch eine zusätzliche Amidogruppe auszeichnet. Korrekt sollten wir »unser« Kokosbetain als Alkylamidobetain bezeichnen.

Cocamidopropylbetain (»Kokosbetain«)

Kurzportrait von Kokosbetain

Herkunft: pflanzlich | je nach Handelsprodukt COSMOS-zertifiziert

Gelbliche niedrigviskose Flüssigkeit oder Pulver

Dosierung: In Kombination mit anionischen Tensiden in einem Gewichtsverhältnis von 1:3 bis 1:4 (bezogen auf waschaktive Substanzen)

  • CAS-Nr. 61789-40-0
  • Kosmetischer Einsatz: Amphoteres Ko-Tensid mit guten Schaumeigenschaften und leicht konditionierendem Effekt, erhöht die Haut- und Schleimhautverträglichkeit anionischer Tenside in Shampoos, Duschgelen, Flüssigseifen, Schaumbädern und anderen kosmetischen Reinigungsprodukten
  • Verarbeitung: Kokosbetain mit weiteren Tensiden homogen aufzurühren, dann weiterverarbeiten.

Tensidklasse: amphoter
WAS-Wert: variiert je nach Handelsprodukt
pH-Wert: 
variiert je nach Handelsprodukt

Haltbarkeit (bei Raumtemperatur, dunkel und gut verschlossen gelagert): 24 Monate

Es gibt auf dem Markt verschiedene Produkte, die sich in ihrer Konzentration an waschaktiven Substanzen (WAS) und in Folge in ihrer Ergiebigkeit unterscheiden. Evonik führt einige Varianten unter dem Handelsnamen Tego® Betain mit höheren WAS-Anteilen (z. B. Tego® Betain F 50), teilweise mit Zusatz an Konservierungsstoffen. Tego® Betain F mit 30 % WAS wird nicht mehr hergestellt. Viele Shops vertreiben ein Produkt mit 30 % WAS, andere bieten Kokosbetain mit einem Anteil waschaktiver Substanzen von ca. 38 % an. Ein weiterer Shop führt ein pulverförmiges, auf 80 % Aktivsubstanz aufkonzentriertes Handelsprodukt, TEGO® Betain CK D, das sich sehr gut für wasserfreie Produktkonzepte wie Solid Bars (Shampoo Bars u. a.) eignet. Mein Tensid-Rechner berücksichtigt Kokosbetain aktuell mit 30 % WAS. Wenn Sie ein Kokosbetain mit einem anderen Aktivgehalt gekauft haben, können Sie es in einem der frei ergänzbaren Felder ganz unten eintragen und ebenfalls berechnen.

Wirkung und kosmetischer Einsatz

Kokosbetain wird als haut- und schleimhautverträgliches Basis- und Ko-Tensid für Shampoos, Duschgele, Intim-Waschlotionen, Schaumbäder und Flüssigseifen ausgelobt und hat schaumstabilisierende, viskositätserhöhende Eigenschaften in Tensid-Mischungen. Es wirkt leicht bakteriozid und besitzt gute Reinigungskraft. Daneben mildert es das Irritationspotential der in konventionellen tensidischen Produkten enthaltenen, kostengünstigen Fettalkoholsulfaten wie das als hautreizend bekannte Natriumlaurylsulfat (Sodium Lauryl Sulfate, kurz SLS) und das als mildere Alternative bezeichnete Natriumlaurylethylsulfat (Sodium Laureth Sulfat, kurz SLES): Untersuchungen zeigten, dass Kokosbetain durch Bildung von großen Komplexen mit den Anionmolekülen das Irritationspotential einer SLES-haltigen Rezeptur (SLES: Sodium Laureth Sulfate) stark mindert. Diese Kombination hat neben preislichen auch den Vorteil, dass Shampoos und Duschgele ausgezeichnet mit Salz (NaCl) verdickt werden können und absolut klare, homogene Produkte ergeben.

Aufgrund seiner stark substantiven Wirkung im sauren Milieu sollte Kokosbetain vor allem als Ko-Tensid fungieren. In konsequent naturkosmetisch orientierten Formulierungen wird es nicht eingesetzt; bisweilen findet man es (neben anionischen) vor allem mit nichtionischen Alkylpolyglucosiden wie Kokosglucosid oder Decylglucosid kombiniert.

Verarbeitung und Einsatzkonzentration

In industriellen Rahmenrezepturen hat sich eine Kombination mit anionischen Tensiden im Verhältnis 1:3 bis 1:4 etabliert (bezogen auf die waschaktiven Substanzen). Grundsätzlich gilt: Je trockener und strapazierter Haut und Haar, desto größeren Anteil kann Kokosbetain in der Gesamtrezeptur einnehmen.

Bei der Verarbeitung für den Einsatz in Shampoos und Duschgelen hat sich bewährt, Kokosbetain mit weiteren Tensiden und Lipiden sowie Lecithinen homogen aufzurühren, bevor es in die mit Gelbildner angedickte Wasserphase eingerührt wird. Seine recht flüssige Konsistenz macht eine Verarbeitung sehr einfach. Anschließend kann das Endprodukt nach Bedarf konserviert und der pH-Wert eingestellt werden.

Autorenbild © Heike Käser | Olionatura®