INCI: Sorbitan Olivate Wax
Olivem® 900 MB ist nicht-ionischer, PEG-freier W/O-Emulgator von Hallstar auf Basis von hydriertem Olivenöl (die lipophile, fettliebende Komponente), verestert mit Sorbit, einem Zucker (hier die hydrophile, wasserliebende Seite). Es wird in Form wachsiger, elfenbeinfarbener Flocken angeboten. Er ist in Ethanol und Fetten löslich, in Wasser dispergierbar.

Kurzportrait von Olivem® 900 MB
COSMOS, vegan
Flakes
Dosierung: 1–10 %
- CAS-Nr. 223706-40-9
- Funktion und kosmetischer Einsatz: W/O-Emulgator und Koemulgator für Emulsionen, Ölgele, fettbasierte Stifte und dekorative sowie Sonnenkosmetik.
- Verarbeitung: Fett- und Wasserphase auf 80 °C erhitzen, Wasser in kleinen Dosen einarbeiten; erst neues Wasser hinzu geben, wenn das vorherige emulgiert ist. Langsam kalt rühren, nicht im kalten Wasserbad verarbeiten.
Schmelzbereich: 65– 75 °C
HLB-Wert: 4,7
Klasse: nichtionisch
Haltbarkeit: 60 Monate
Die exakte chemische Bezeichnung lautet D-Glucitol, 1,4-Anhydro-, 6-Monoester mit Olivenöl-Fettsäuren. Der Schmelzpunkt liegt bei 65–75 °C. Olivem® 900 MB ist insofern eine Besonderheit, weil es Olivenöl basiert und somit für viele eine Alternative zu Emulgatoren auf Kokos- oder Palmkernölbasis darstellt. Die Kennzeichnung als Wachs (Sorbitan Olivate Wax) resultiert aus den enthaltenen langkettigen Fettsäuren über C18 bis C22 aus dem Olivenöl, die dem Produkt seine Konsistenz verleihen.
2008 haben wir Erfahrungen mit Sorbitan Olivate in der Rührküche ausgetauscht.
Wirkung und kosmetischer Einsatz
Olivem® 900 MB kann in unterschiedlichen kosmetischen Formulierungen verwendet werden.

Ölgele
Ein Einsatzgebiet sind, mit Ölen gemischt, klare Ölgele, die pur verwendet oder mit Pigmenten und puderförmigen Wirkstoffen verarbeitet werden können. Angenehm ist das weiche und nicht fettende Hautgefühl sowie das schnelle Einziehverhalten dieser Gele. Der Hersteller empfiehlt einen Anteil zwischen 10 und 30 %, je nach gewünschter Konsistenz. Jojobaöl zeichnet sich hier als Ölkomponente aus, die mit Olivem® 900 MB kombiniert eine besonders ausgeprägte Viskosität erzeugt.
Emulsionen
Weiter eignet sich Olivem® 900 MB hervorragend als pflanzlicher W/O-Emulgator und stellt eine Alternative zu Lanolin und Wollwachsalkohol dar. Emulsionen mit Olivem® 900 MB werden angenehm weich, verstreichen sich geschmeidig, ziehen vergleichsweise schnell ein und wirken auch mit hohem Fettphasengehalt eher leicht – ganz anders, wie man es von lanolinbasierten Emulsionen kennt.

Schließlich fungiert Olivem® 900 MB als wachsartiger Konsistenzgeber in Lippenstift-, Lipgloss-, Rouge- und Make-Up-Formulierungen. Es zeichnet ich durch seine Fähigkeit aus, Pigmente zu benetzen, ihre homogene Einarbeitung in Emulsionen und fettbasierten Produkten zu verbessern und verbessert die Haftfähigkeit der Pigmente auf der Haut.

Hautphysiologisch vorteilhaft ist sein gutes Wasserfreigabevermögen: Die beiden Emulsionsproben zeigen in der Anfärbung mit Sudanrot und Methylenblau, das – obwohl es sich um eine W/O-Emulsion handelt – viel freies Wasser vorhanden ist, das sofort zur Hydratation der Haut zur Verfügung steht.
Verarbeitung von Olivem® 900 MB
Die alleinige Verarbeitung von Olivem® 900 MB in W/O-Emulsionen erfordert einige Besonderheiten, die ich im Folgenden kurz skizzieren möchte:
- Olivem® 900 MB benötigt dringend 75–80 °C für Fett- und Wasserphase (der Hersteller empfiehlt 80 °C).
- Emulsionen mit Olivem® 900 MB profitieren von geduldigem, langen Abkühlen unter Rühren; schnelles Abkühlen im kalten Wasserbad führen schnell zu Inhomogenität und Trennung der Phasen.
- Die Wasserphase sollte tropfenweise und langsam in die Fettphase gegeben werden; wichtig ist jeweils gründliches Emulgieren vor weiterer Wasserzugabe. Hier zeigen sich Ähnlichkeiten in der Verarbeitung zu anderen W/O-Emulgatoren wie Wollwachsalkohol und Lanolin.
- Fettphasen deutlich über 50 % werden auch ohne weitere Koemulgatoren relativ problemlos emulgiert; leicht geringere Fettphasen gelingen mit stabilisierenden Feststoffen (z. B. Kaolin, Stichwort »Pickering-Emulsion«) oder Kombination mit O/W- oder Koemulgatoren. Dennoch scheint Olivem® 900 MB seine Stärken als Solo-Emulgator vor allem mit hohen Fettphasen ab 50 % auszuspielen.
- Bei diesen hohen Fettphasen genügen meinen bisherigen Erfahrungen nach Emulgatorkonzentrationen um die 10–13 % Olivem® 900 MB an der Fettphase. Rahmenrezepturen des Herstellers mit niedrigeren Fettphasen um die 30 % kombinieren Olivem® 900 MB mit O/W-Emulgatoren (z. Cetearyl Glycoside und Cetearyl Alkohol, also unser Montanov™ 68) und hohen Emulgatoranteilen von bis zu 10 % auf gesamt – also einer Strategie, die nicht unserem Konzept modernen Selbstrührens von Naturkosmetik entspricht. Ich würde ihn daher bis auf Weiteres bevorzugt für reine W/O-Emulsionen mit hohen Fettphasen einsetzen.
Emulsionen mit Olivem® 900 MB neigen innerhalb der nächsten 48 Stunden zum Nachhärten. Sie sollten eine Rezeptur daher frühestens nach 2 Tagen in der Konsistenz beurteilen.
Einsatzkonzentration
In W/O-Emusionen (bevorzugt Fettphasen > 50 %) | als Solo-Emulgator: ca. 5–7 % (10–13 % der Fettphase) |
als Koemulgator: 1–2 % | |
In O/W-Emulsionen | als Koemulgator: 1–2 % |
In Lippenstiften, Rouge, Lipgloss | 3-5 % |
In Ölgelen | 10–30 % |